Ein Fahrrad aus Hanf? Berauschender Gedanke . . .

Von Dr. Lukas Speckmann, Westfälische Nachrichten

Keineswegs. Nicolas Meyer ist Maschinenbauingenieur, und er macht in seiner sportlich-frischen Art den Eindruck, als wäre er jedem Rausch abhold. Der Grund, warum der 35-jährige Osnabrücker ein Fahrrad aus Hanf entworfen und gebaut hat, ist ganz profan: Weil er zeigen will, dass er sowas kann.

Auf Einladung verschiedener Umweltverbände stellte Meyer nun seinen Prototyp beim Fahrradclub ADFC vor. Vor einem sehr interessierten Publikum, das vielleicht etwas mehr begeisternde Leezenpower und etwas weniger knallharte Technik erwartet hatte. So gesehen ist Hanf ein sehr nüchterner Werkstoff.

Der Prototyp verströmt durchaus Öko-Flair: Der Fahrradrahmen ist sehr breit und von unbestimmter Bräune, an wichtigen Stellen mit schwarzem Harz beschmiert. Sehr apart ist die Gabel, an der die Achse des Hinterrades befestigt ist; sie besteht aus zwei soliden Bambusstangen. Das etwas ungefüge Fahrrad schwerfällig zu nennen, wäre ungerecht, es ist leicht wie eine Feder. 1,4 Kilogramm wiegt der Rahmen. Damit lässt sich jedes Rennen bestehen.

Hanf im Fahrzeugbau – das ist eigentlich ein uralter Hut. Henry Ford stellte 1941 ein Auto aus Hanffaser vor, das 500 Kilogramm weniger wog als seine stählernen Geschwister. Aber damals war das Öl noch billig, der Stahl sowieso, also blieb die Idee in der Schublade. Heute wird Hanf ernst genommen: als ein Material, das in Sachen Dichte und Elastizität den üblichen Werkstoffen Paroli bieten kann, das umweltfreundlich angebaut wird und restlos kompostierbar ist. Ein Traum in Zeiten des Klimawandels.

Den Prototyp entwickelte Nicolas Meyer vor über zwei Jahren. Prompt bekam er als innovativster niedersächsischer Nachwuchsunternehmer einen hochdotierten Wirtschaftspreis dafür. Heute nimmt er das Hanfrad gerne mit auf Messen, um der Laufkundschaft innerhalb von 20 Sekunden augenfällig vorzuführen, was seine Firma „Onyx Composites“ alles kann. Die Botschaft lautet: Biowerkstoffe können heute in hochwertigen Gebrauchsgegenständen eingesetzt werden, die Zeit der reinen Forschung ist vorbei.

Offenbar ist er damit gut im Geschäft, nur die Fahrradbranche ist noch nicht so recht aufgesprungen. Es dauert wohl noch ein paar Jahre, bis das Fahrrad aus Hanf in Serie geht.

Derzeit experimentieren die Mitarbeiter mit Sojaöl, um das Hanf zu festigen. Ziel ist es, ein Rad herzustellen, das weitgehend aus nachwachsenden Rohstoffen ­besteht und wiederverwertbar ist. Noch in diesem Jahr will die Firma einen Partner finden, der entsprechende Fahrräder baut und vertreibt. Ein Patent auf den Radrahmen aus Hanf und Sojaöl will Meyer bewusst nicht anmelden: „Das sollen andere ruhig nachmachen.“

Seinen Härtetest hat das Hanfrad bereits bestanden. Nicolas Meyer ist damit einen Triathlon in Nordhorn gefahren.
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Hanf gibt es zur Genüge hier auf der Insel. Meist wird es allerdings zu anderen Zwecken eingesetzt. Ist so ein Fahrrad auch in extremen Wetterregionen Kretas geeignet? Das erfahrt Ihr in Kürze bei uns.


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